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Naturtextilien

Aktualisiert: 22. Apr. 2024



Was eigentlich sind Naturtextilien? Bio-Food kennt inzwischen jeder und auch Naturkosmetik gewinnt immer mehr an Beliebtheit.


Unter Naturtextilien werden Kleidungsstücke und Textilen zusammengefasst, die aus reinen, unbehandelten und nicht chemisch aufgerüsteten Naturfasern hergestellt werden.

Als unbehandelte Naturfaser dürfen nur Garne und Stoffe bezeichnet werden, die weder mit Kunstharz noch mit Chemie behandelt wurden.


Aber es geht bei Naturtextilien nicht alleine nur um die unbehandelte Faser. Weitere wichtige Aspekte sind die Themen Ökologie, soziale Verantwortung, Hautverträglichkeit sowie Qualität. Und die Herkunft der Fasern sollte auch biologischen Standards entsprechen.


Unbehandelt


Naturtextilien zeichnen sich durch ihre unbehandelte Beschaffenheit aus, da sie ohne den Einsatz schädlicher Chemikalien hergestellt werden.


Für die Produktion herkömmlicher Textilien werden oft zahlreiche giftige Substanzen wie Weichmacher, Flammschutzmittel und Farbstoffe eingesetzt, die negative Auswirkungen auf deine Gesundheit haben können.


Es lassen sich zwar viele Gifte während des Produktionsprozesses wieder aus einem Produkt herauswaschen, aber viele eben auch nicht. Diese Schadstoffe können sich dann beim Schwitzen aus den Textilien herauslösen und so über deine Haut in den deinen Körper gelangen. Was z.B. Hautreizungen bis hin zu Allergien auslösen kann. Leider stehen sie aber auch in Verruf, an anderen Krankheitsbildern beteiligt zu sein.


Ökologisch


Naturtextilien sind ökologisch wertvoll und stellen eine wertvolle Alternative zu herkömmlichen Fasern dar. Die Erzeugung von Naturfasern erfolgt unter Bedingungen, die respektvoll mit Natur und Lebewesen umgeht und die auf den Einsatz von Chemie, Pestiziden und Herbiziden verzichtet.


Dieses Mindset trägt dazu bei, dass die Umwelt weder belastet noch zerstört wird. Ganz im Gegenteil. Die Biodiversität auf unserem Planeten bleibt erhalten und wird durch die Erweiterung der ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen gefördert. Diese dienen zahlreichen Insekten und Vögeln als Lebensraum und tragen dazu bei, die Vielfalt der Arten zu bewahren.


Bio-Kleidung steht im Einklang mit nachhaltigen Prinzipien. Der Anbau z.B. von Bio-Baumwolle verbraucht weniger Wasser und Energie im Vergleich zur konventionellen Baumwollproduktion. Darüber hinaus sind genetisch veränderten Samen (GVO) nicht zugelassen, was im Übrigen für alle Pflanzen, die für Naturtextilien Verwendung finden, gilt.


Soziale Verantwortung


Gerade in den letzten Jahren hat diese Thema extrem an Bedeutung gewonnen. Durch die Globalisierung, die auch vor der Modewelt nicht Halt gemach hat, werden in sogenannten Billiglohn-Ländern riesige Mengen an Textilien produziert, oft unter katastrophalen und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Aber auch die Bauern, die die Rohstoffe anbauen, werden oft mit einem Hungerlohn abgespeist.


Vielleicht erinnerst du dich noch an den Einsturz vor 10 Jahren des Rana Plaza Gebäudes in Bangla Desh, bei dem zahlreiche Frauen ums Leben kamen. Die, die überlebten, berichteten der Öffentlichkeit von den unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen. Der Aufschrei war gross.


Die Politik hat sich inzwischen zwar auf die Fahne geschrieben, dem Einhalt zu gebieten und durch das Lieferkettengesetz die Unternehmen verpflichtet, Transparenz über Herkunft, Bezahlung und Produktionsbedingungen zu schaffen. Aber wenn du auf der sicheren Seite sein willst, für humane Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung bist, dann ist das beste Mittel der Wahl, zu Naturtextilien zu greifen.


Viele Hersteller von Naturtextilien engagieren sich in sozialen Projekten und Initiativen, um die Lebensbedingungen der Menschen in den Produktionsländern zu verbessern und ihnen einen fairen Lohn zahlen. Dies schafft nicht nur bessere Arbeitsbedingungen, sondern auch eine positivere soziale Entwicklung in den betroffenen Gemeinschaften.


Qualität


Im Vergleich zu industriell hergestellten Fasern überzeugen Naturtextilien durch ihre hohe Qualität und Langlebigkeit. Die robusten Fasern sind widerstandsfähig und behalten auch nach vielen Waschgängen ihre Form und Farbe. Dadurch haben Kleidungsstücke aus Naturtextilien eine längere Lebensdauer und tragen zu einem nachhaltigeren Konsumverhalten bei.


Auch sorgen die unbehandelten Naturfasern dafür, dass die Textilien ihre natürliche Struktur und Atmungsaktivität behalten. Dies ermöglicht eine bessere Feuchtigkeitsregulierung, wodurch sie sich gerade in heißen oder kalten Jahreszeiten ein angenehmer Tragekomfort auf deiner Haut einstellt.


Liste der reinen Naturfasern


Zu den reinen Naturfasern gehören alle Fasern, die sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sind. Diese Unterscheidung ist insbesondere für Veganer wichtig, die ja jegliche Verwendung von tierischen Produkten ablehnen. Gerade in diesem Bereich gab es in den letzten Jahren viel Neues, z.B. Fasern aus Ananas oder Kokosnüssen. Diese führen bis dato zwar eher noch ein Nischendasein, aber ich bin davon überzeugt, dass sich dies in absehbarer Zukunft ändern wird.


Tierische Produkte Wolle ist chemisch gesehen eine Eiweißfaser und ist in ihrer Struktur der menschlicher Haut verwandt. Sie unterstützt daher deine natürlichen Hautfunktionen und ist auch zur Wärme- und Feuchtigkeitsregulierung perfekt geeignet. Sie hat die Eigenschaft, viel Feuchtigkeit aufnehmen zu können. Trotzdem wird sie in kürzester Zeit wieder trocken.


Wolle gibt es in zahlreichen Variationen, z.B. Merino, Angora oder Kaschmir, die sich alle durch ihre Trageeigenschaften unterscheiden.

Seide wird aus dem Kokon der Seidenraupen gewonnen. Auch hierbei handelt es sich um eine Eiweißfaser, deren Eigenschaften derjenigen der Wolle sehr ähnlich sind. Sie ist sehr temperaturausgleichend und bietet perfekten Tragekomfort für deine Haut.


Pflanzliche Produkte Baumwolle wird aus den Samenkapseln des Baumwollstrauches gewonnen und wächst in tropischen Ländern. Sie kann in großen Mengen gewonnen werden und ist daher noch das günstigste Naturtextil. Baumwolle ist angenehm zur Haut, kratzt nicht und ist zudem schweißaufsaugend. Leinen wird aus den Bastfasern des Flachses gewonnen und ist eines der ältesten Textilien. Die glatte Oberfläche macht Leinenfasern relativ schmutzunempfindlich. Leinenfasern sind besonders reißfest, luftig und saugstark, ohne sich Nass oder kratzig anzufühlen.


„Vegane“ Seide entsteht aus Kapok, der flaumigen Hohlfaser der Samen des gleichnamigen Baumes, der auch Seidenwollbaum genannt wird. Der Baum ist wild wachsend und da Kapok für der Verarbeitung nicht chemisch behandelt werden braucht, gehört sie zu den Naturfasern. Die Faser ist leicht, weich und atmungsaktiv wie Seide. Bisher findet sie vor allen im Matratzen und Bettwaren Verwendung. Nicht zu den Naturfasern gehören Viskose, Bambusviskose, Holzfaser und deren Markenbezeichnungen, da sie nach Ihrem natürlichen Ursprungs erst durch chemische Aufbereitung zur Spinnbarkeit gelangen.


Entscheidung für gesunde Textilien – deiner Gesundheit zuliebe


Die Textilien, mit denen du dich umgibst, sollen dich vor Sonne, Kälte, Wind und Nässe schützen. Sie sollen dein Wohlbefinden fördern und sich positiv auf deine Gesundheit auswirken.

Und nicht durch Chemikalien krank machen. Konventionell hergestellte Fasern sind nach wie vor mit giftigen Substanzen ausgestattet, auch wenn es sich in den letzten Jahren gebessert hat und viele per Gesetz verboten wurden. Aber es sind trotzdem noch eine grosse Anzahl in Gebrauch. Diese Mittel stehen, wie schon erwähnt, im Verdacht, allerlei Krankheiten hervorzurufen sowie Hautreizungen und Allergien auszulösen.


GOTS Zertifizierung


Damit du als Verbraucherin sicher sein kannst, dass deine Naturtextilien auch wirklich ohne Verwendung von Schadstoffe sowohl angebaut als auch hergestellt wurden. lassen sich viele Produzenten hierzu zertifizieren.


Ein vertrauenswürdiges Siegel hierbei ist u.a. das von GOTS.


Der Global Organic Textile Standard (GOTS) gibt einen Standard vor, den Naturtextilien erfüllen müssen. Er stellt weltweit einen Maßstab für Umwelt- und Sozialverträglichkeit in Sachen Textil sicher. Dieser international bekannte und verbreitete Standard wird von der GOTS gGmbH vergeben.

Es gibt aber auch Hersteller, die ohne dieses Siegel 100%ige Naturtextilien auf Biobasis anbieten und deren Standard weit über die Bedingungen des Siegels hinausgehen.


Darum ist es empfehlenswert, dass du dir die Websites der Unternehmen genauer anschaust. Wie transparent sind diese? Was schreiben sie über ihre Vision & Mission? Wieviel bio steckt in den Produkten? Wie engagiert sind sie für Umwelt, soziale Standards? Engagieren sie sich für nachhaltige Projekte? Alle diese Faktoren sollten heutzutage eine wichtige Rolle bei deiner Kaufentscheidung spielen.


Deutsche Pioniere in der Naturtextilbranche


Unternehmen wie Hess Natur*, Living Crafts, Grüne Erde und Lana haben schon in den 70ern und 80ern des letzten Jahrhunderts damit angefangen, nach biologischen, ökologischen und sozialen Standards zu handeln und Naturtextilien auf den Markt zu bringen.


Sie liegen heute mehr denn je voll im Trend und haben in der Zwischenzeit viel Zuwachs bekommen. Immer mehr Unternehmen und Modelabels bringen eigene Öko-Kollektionen auf den Markt, die nicht nur in Flagship-Stores, sondern auch als Shop-in-Shop Lösung bei grossen Bekleidungshäusern erhältlich und somit einem breiteren Publikum zugänglich sind.


Fazit


Natürliche Textilien haben sich in den letzten Jahren zu einer wichtigen Komponente des nachhaltigen und umweltbewussten Konsums entwickelt.


Die Hersteller von Naturtextilien haben auf alte, lokale Handwerkskunst und Traditionen zurückgegriffen und diese mit fortschrittliche Technologien sowie nachhaltigen modernen Produktionsmethoden optimiert. Die steigende Akzeptanz von Naturtextilien, speziell in der Modebranche, hat zu einer positiven Entwicklung und verstärkten Bemühungen geführt, Naturtextilien vermehrt verfügbar zu machen.


Durch die bewusste Entscheidung für Naturtextilien kannst du somit einen vielfältigen Beitrag zum Schutz der Natur leisten, zur Förderung von Bioanbau, ökologischem Bewusstsein sowie von sozialen Standards beitragen. Und es ist gut für deine Haut, dein Wohlbefinden, deine Gesundheit.


Ich selbst kaufe schon seit langem ökologische Mode und zunehmend auch vegan. Einer meiner Lieblingsanbieter ist Hess Natur*, den ich schon seit meiner Frankfurter Zeit kenne und dort regelmäßig im Store eingekauft habe. Aber ich stöbere auch gerne bei kleinen, lokalen Anbietern, je nach dem, wo ich mich gerade aufhalte. In Lissabon z.B. war um die Ecke von meiner Unterkunft ein kleiner, aber feiner bio-veganer Schuhladen. Leider war mein Koffer schon so voll. Und in Berlin gibt es das Bio-Kaufhaus, das auf fünf Etagen alles bietet, was frau sich an Naturkosmetik und -textilien wünscht.


Wie stehst du zu dem Thema? Hast du auch eine Lieblingsmarke? Schreibe mir gerne, ich freue mich, von dir zu hören!


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